Bei der Lübbersdorfer Kirche handelt es sich um einen frühgotischen Feldsteinquaderbau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Bau ist für eine Dorfkirche ungewöhnlich groß und durch sein Kuppelgewölbe westfälischer Herkunft regional einzigartig.
Im Kirchenschiff ist die gotische Gewölbekonstruktion von tragenden Rippen und dazwischen gespannten Kappen schon angewandt, die bei dem älteren Chorgewölbe erst tastend über vier Rippen eines Klostergewölbes wenigstens im Gewölbescheitel versucht wird. Die Bemalung entstammt der Restauration von 1866.
Die Turmlaterne des im Jahr 1791 errichteten Fachwerkturmes musste 2006 wegen akuter Einsturzgefahr abgenommen werden. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten konnte sie am 10. Dezember 2008 wieder auf den Turm gesetzt werden. Im Jahr 2009 wurde die Dacheindeckung von Chorraum und Kirchenschiff vollständig erneuert.
Der geschnitzte Marienaltar aus dem Ende des 15. Jahrhunderts – ein Flügelaltar – zeigt in seiner Mitteltafel Maria mit einem Einhorn auf ihrem Schoß – eine seit dem 12. Jahrhundert verbreitete symbolische Darstellung der Jungfräulichkeit Marias.
Mittelalterliche Darstellungen zeigen, dass das Einhorn – Symbol von Reinheit und Stärke – nur mit Hilfe einer reinen Jungfrau gefangen werden kann, in deren Schoß es sich vertrauensvoll flüchtet, worauf es dann von Jägern gefangen wird und den Tod erleiden muss. Dies wird als Symbol der Empfängnis Jesu Christi durch die Jungfrau Maria aufgefasst, ebenso als symbolischer Ausdruck des Kreuzestodes Jesu. Der Verkündigungsengel Gabriel wird auf dem Altar als Jäger dargestellt, der das kostbare Einhorn der Jungfrau zutreibt, unterstützt von Jagdhunden, die »Glaube, Hoffnung, Liebe« heißen. Die Heiligenfiguren zu den Seiten der Hauptdarstellung sind oben rechts die Heilige Anna, die angebliche Mutter der Jungfrau Maria, die hier mit dem Christkind auf dem Arm und einer kleinen Maria neben sich dargestellt ist. Oben links steht die Heilige Katharina, dargestellt mit dem Rad. Unten links der Heilige Georg als Drachentöter und rechts Christopherus mit dem Christkind. Auf den Flügeln des Altars sind die Verlobung Marias, Christi Geburt, die Anbetung der Heiligen drei Könige und die Beschneidung zu sehen.
An der Wand der Kirche findet sich eine frühere Altarrückwand von 1729 mit Kreuzigungsdarstellung und großen holzgeschnitzten Figuren des gekreuzigten Jesus mit Maria und Johannes. Der Herrschaftsstuhl in klassizistischen Formen ist nach seiner Inschrift 1827 von Landrat Wilhelm von Oertzen erbaut und trägt die Wappen der von Oertzen, von Balthasar, von Fabrice und von Schubert. 1866 ist die Kirche restauriert worden.
Im Jahr 1290 wird Lübbersdorf erstmals urkundlich erwähnt, als Markgraf Albrecht dem Kloster Wanzka bei seiner Stiftung das Patronatsrecht und 11 Hufen in Lübbersdorf verliehen hat. Am Anfang des 14. Jahrhunderts saß in Lübbersdorf die Familie von Lübberstorf, die nach und nach einen wesentlichen Teil ihres Besitzes an die Stadt Friedland veräußerte.
Um 1600 waren zwei Rittersitze der Lübberstorf im Ort. Der Dreißigjährige Krieg brachte die Familie in Vermögensverfall. Um 1700 kamen große Teile des Dorfes in den Besitz der von Oertzen, deren Helpter Linie später in Lübbersdorf ihren Stammsitz hatte. Das ehemalige Gutshaus der von Oertzen ist heute Pflegeheim des DRK.
Eine Pfarrkirche wird 1290 bezeugt. Sie gehörte damals zum Havelberger Sprengel. Der Landesherr hatte das Patronat und übertrug es dem Kloster Wanzka. Im Dreißigjährigen Krieg ging die Pfarre ein und wurde nicht wieder aufgerichtet. Lübbersdorf kam 1664 an Jatzke, 1712 an Eichhorst, 1750 an Kotelow und wird seit 1888 von St. Marien Friedland versorgt.
Anfang 2008 haben sich die vier Kirchengemeinden Friedland, Schwanbeck, Eichhorst und Schwichtenberg/Gehren zur Vereinigten Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien Friedland zusammengeschlossen, die derzeit 1.600 Gemeindeglieder zählt (Stand 1. Juni 2012). Zum Gebiet der Kirchengemeinde gehören 19 Kirchen und zwei Kirchruinen.
Die Orgel in der Dorfkirche zu Lübbersdorf wurde im Jahre 1866 durch den Stettiner Orgelbauer Barnim Grüneberg erbaut, im gleichen Jahr, in dem er die große Orgel in der Demminer Stadtkirche St. Bartholomaei fertig stellte.
Der Kirchenraum verfügt über eine traumhafte Akustik, hervorgerufen durch zwei große Kuppelgewölbe. Dank dieser sowie der klaren, grundtönigen Intonation klingt das Instrument, wenn auch nur einmanualig, fast ein wenig nach Kathedralorgel.
Manual C-f3
Principal 8′ –
Octave 4′ –
Gedackt 8′ –
Flöte 4′ –
Octave 2′ –
Salicional 8′
Pedal C-d1
Subbass 16′
Spielhilfen
Pedal Coppel –
Evacuant –
Calcanten Glocke
Pastorin Ruthild Pell-John
Mühlenstraße 89
17098 Friedland
Tel. 039601-20480
Sigrid Sorgert (Gemeindebüro)
Riemannstraße 20
17098 Friedland
Tel. 039601-30303
Kirchengemeinde St. Marien Friedland
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Verwendungszweck: Kirche Lübbersdorf